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Israel Postkarten aus vergangenen Zeiten
09.05.2007 von Webmaster



„Die Postkarten aus dem 19. Jahrhundert sind wie die Emails heutzutage“, sagt der 72jährige Yoel Amir, ein Elektrotechniker und Briefmarkensammler, der sich auf die Sammlung von Postkarten aus Erez Israel des 19. Jahrhunderts spezialisiert hat.

Die Ausstellung „Deutsche Universalisten malen Jerusalem und das Heilige Land auf Postkarten“, die auf Amirs Sammlung basiert, ist zur Zeit in der „Dweck-Gallerie“ im Jerusalemer Stadtteil Mishkenot Sha’ananim zu sehen.

Die Ausstellung ist Teil einer Konferenz, die diese Woche in Jerusalem stattfand und Deutschland zum Thema hatte. Sie widmet sich allen Lebensbereichen, an denen Deutsche seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in der Stadt mitgewirkt haben: Erziehung, Gesundheit, Architektur, Mission, Wirtschaft, diplomatische und militärische Aktivitäten.

„Etwa um 1880 begann man, Zeichnungen auf Postkarten zu drucken, was dazu führte, dass die Beliebtheit der Karten zunahm und nicht nur Text- sondern auch Bildnachrichten vermittelt wurden“, sagt Amir, dessen Sammlung aus Postkarten aus den Jahren 1880 bis 1930 besteht. Dies war eine Zeit, in der die Kunst der Fotografie sich durchsetzte und die Druckmethoden verbessert wurden.
Auch Reisen in den Nahen Osten wurden Mitte des 19. Jahrhunderts beliebter, und so kamen viele Künstler in die Region, um die Landschaft des Heiligen Landes so zu malen, wie sie sich tatsächlich darstellte.

Zu dieser Zeit wurde die Reise von Europa ins Heilige Land auf Grund der Erfindung des Dampfschiffes und des Baus der Eisenbahnlinie von Kairo nach Damaskus schneller, einfacher, sicherer und bequemer. Hinzu kamen die politischen Veränderungen und die Eröffnung ausländischer Konsulate in Jerusalem.

Gleichzeitig entwickelte sich in der europäischen Kunst die so genannte „orientalische Strömung“, in welcher der Akzent auf sonnenüberflutete und exotisch aussehende Landschaften gelegt wurde. Ganze Gruppen von Künstlern wurden vom Charme der Levante in den Bann gezogen und reisten in die Region, um die Landschaft, die heiligen Stätten, Straßenszenen, und die Bewohner des Landes, in ihrer jeweiligen ethnischen Tracht zu malen. Diese Zeichnungen wurden später als Richtschnur für das Umsetzen von Schwarz-Weiß-Fotos in authentische Farben benutzt.

Da es für die Künstler schwierig war, allein durch die Zeichnungen ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wurde die Herstellung von Postkarten zu einer akzeptierten Form der zusätzlichen Geldeinnahme. Bilder wurden in Auflagen von 300 bis 500 Kopien gedruckt. Einige Künstler kamen als königliche oder akademische Abgesandte ins Land.

Viele Künstler begleiteten berühmte Personen, die die Gegend besuchten. Friedrich Perlberg war zum Beispiel Teil des Gefolges von Kaiser Wilhelm II, der im Jahr 1898 die Region besuchte. Weitere deutsche Künstler, deren Postkarten in der Ausstellung gezeigt werden, sind Gustav Bauernfeind - ein Architekturstudent und Illustrator, der das Heilige Land zum ersten Mal im Jahr 1880 besuchte und 18 Jahre später mit seiner Familie zurückkehrte, um sich in Jerusalem niederzulassen - und der Theologe Carl Wuttke. Es gibt auch Postkarten unbekannter Maler, die für das syrische „Waisenhaus Schneller“ in Jerusalem malten. Das Waisenhaus verkaufte die Postkarten zur Finanzierung seiner Aktivitäten.
(Haaretz, 15.03.2007)



Quelle: „Newsletter der Botschaft des Staates Israel - Berlin“ vom 16. März 2007


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